Transformation: Ja, aber wieso?

Transformation ist in aller Munde. Kein Fachartikel und keine geschäftliche Konferenz finden statt, wo „Transformation“, der neue Lieblingsbegriff der Business-Community, nicht bemüht werden. Und es ist in der Tat so, dass viele Unternehmen in der aktuellen Zeit vor besonders gravierenden Veränderungsprozessen stehen. Der Begriff hat also durchaus seine Daseinsberechtigung. Wie mit allen Buzzwords ist es jedoch auch hier so, dass häufig gar nicht klar ist, was mit dem Terminus gemeint ist.
Alle reden darüber, doch richtig präzise definiert wird der Begriff selten. Das ist Dir sicherlich auch schon aufgefallen.

Was bedeutet Transformation?

Aus systemtheoretischer Perspektive ist Transformation nämlich kein Containerbegriff, sondern hat eine klar umrissene Bedeutung. Die Transformation im Businesskontext beschreibt einen grundlegenden Wandel von Unternehmen im Hinblick auf ihre Strategie, Selbstverständnis, Organisation, Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsketten. Dieser Wandel vollzieht sich, bzw. wird aus ökonomischer, politischer und sozialer Perspektive notwendig, vor dem Hintergrund der beiden großen Gigatrends unserer Zeit: der Digitalisierung und der Nachhaltigkeitsbewegung. Ursächlich für die Notwendigkeit von Transformationsprozessen ist vor allem der erste Aspekt der Digitalisierung.

Das neue Zeitalter der Dynamik

Lass uns dazu einmal einen Blick auf die Wertschöpfungprozesse im 20. Jahrhundert schauen. Dieses Industriezeitalter, dass auch häufig als Zeitalter tayloristischer Industrie bezeichnet wird, war geprägt von weiten Märkten und wenig Wettbewerb, dafür aber einem hohen Grad an Standardisierung. Es ist das Zeitalter der Massenproduktion, in dem jeder noch so kleine Effizienzgewinn über standardisierte Arbeitsabläufe und fixe Strukturen sich betriebswirtschaftlich auszahlte. Es ist auch das Zeitalter des Managements. Die Denkmuster und Erfolgsrezepte, die in jener Zeit entstanden, sind noch immer in vielen Köpfen allgegenwärtig. Doch mit dem Aufkommen des Internets und der digitalen Technologien wird seit der Jahrtausendwende alles anders.

Quelle: Lobacher, Patrick; Jacob, Christian (2022, auf LinkedIn Learning), nach Dr. Gerd Wohland

 

Vom Taylorismus zur Netzwerk-Ökonomie

Durch die Digitalisierung ändert sich in globalem Maßstab die grundsätzliche Logik der Wertschöpfung. In der Netzwerk-Ökonomie sind plötzlich alles und jeder miteinander verbunden. Geschäftsmodelle, die früher separat voneinander zu betrachten waren, treten in Konkurrenz zueinander. Anstelle von festen Ursache-Wirkung-Ketten, also durch gute Regeln, Methoden, Prozesse und Pläne beherrschbare Probleme, treten Überraschungen. Also komplexe Probleme, die nicht vorhersehbar sind und sind die standardisiert lösen lassen. Jeder spürt es: Die Geschwindigkeit im Business nimmt permanent zu. Es ist ein neues Zeitalter der Dynamik angebrochen.

Transformation: Unternehmen auf Dynamik einstellen

Und genau hier liegt nun die Begründung für den Bedarf der Transformation von Unternehmen. Die Aufgabe lautet, Unternehmen strategisch und strukturell (und in der Folge auch kulturell) so auszurichten, dass die „dynamikrobust“ werden, wie Management-Berater Gerd Wohland es ausdrückt. Unternehmen müssen lernen, mit dem hohen Grad an Dynamik, mit dem Element der Unvorhersehbarkeit, produktiv umzugehen. Dazu sind völlig neue Fertigkeiten, Qualitäten und Denkmodelle von Nöten, als sie im Industriezeitalter nötig waren.

Quelle: Eigene Darstellung (2023), nach Dr. Gerd Wohland

In unserer Zeit löst Leadership das klassische Management in vielen Bereichen ab. Große, starre Strukturen weichen zu Gunsten von kleinen, agilen Einheiten. Zukünftig braucht es vor allen Dingen Wandlungsfähigkeit, aber auch Resilienz. Höchstleistungsunternehmen im digitalen Zeitalter wissen mit permanentem Wandel souverän umzugehen. Sie formulieren zur Beantwortung komplexer, dynamischer Herausforderungen keine starren Prozesse, sondern machen Sinnangebote und binden Menschen ko-kreativ ein. Sie geben Prinzipien als Leitplanken vor, anstelle auf unflexible Regeln zu setzen.

Wenn Dich diese Sichtweise auf das Thema Transformation interessiert, schau Dir dazu auch gerne meinen Artikel zu Prinzipien vs. Regeln an. Viel Spaß bei der Lektüre!